Stufen
Heute vor 74 Jahren bekam Hermann Hesse den Literaturnobelpreis zugesprochen.
Sein wohl bekanntestes Gedicht trägt den Titel „Stufen“:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hesse nimmt in diesem Gedicht wie in seinem ganzen literarischen Schaffen einen zentralen Gedanken des christlichen Glaubens vom Leben auf. Er versteht das Leben als Wanderschaft. Als Pilger unterwegs durch die Zeit, die einem geschenkt wird.
Im Hebräerbrief heißt es: Denn wir haben keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (13,14)
Auf der Wanderschaft, festen Herzens, zuversichtlich, immer auf der Suche, heraus aus den festgefügten Bahnen, Rahmen und Mauern. Christliche Freiheit und Hesses literarisches Erbe.
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen,“ schreibt Hesse. Ein immerwährender Aufbruch, der allerdings nicht mit permanenter Flucht vor der eigenen Verantwortung verwechselt werden darf. Vielmehr als Aufruf zur offenen Weite der Gedanken, in der wir allerdings gerade nicht verloren gehen. „Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“
Das erinnert mich an Psalm 31, wo es heißt: Hier klingt ein Geist an, der mich an den Psalm 31 erinnert, in dem es heißt:
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte. Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Ich hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen (9;15–16)
Hesse ging immer seinen eigenen Weg. Rebellierte früh gegen seine Eltern. Suchte das göttliche in den spirituellen Weisheiten Asiens und der Psychoanalyse, um schließlich wieder zu einem tiefen Verständnis des Christentums zurückzukehren, ohne je zur Kirche zurückzukehren.
Und so bleibt Hesse für mich kein Lehrer, sondern vielmehr ein Künstler, der es vollbrachte, die innersten Sehnsüchte ganzer Generationen in Worte zu fassen. Ein Pilger, der nach Erlösung suchte. Ein Mensch, der seine Hände nach Gott ausstreckte. Denn „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.“
Heute vor 74 Jahren bekam Hermann Hesse den Literaturnobelpreis zugesprochen.
Sein wohl bekanntestes Gedicht trägt den Titel „Stufen“:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hesse nimmt in diesem Gedicht wie in seinem ganzen literarischen Schaffen einen zentralen Gedanken des christlichen Glaubens vom Leben auf. Er versteht das Leben als Wanderschaft. Als Pilger unterwegs durch die Zeit, die einem geschenkt wird.
Im Hebräerbrief heißt es: Denn wir haben keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (13,14)
Auf der Wanderschaft, festen Herzens, zuversichtlich, immer auf der Suche, heraus aus den festgefügten Bahnen, Rahmen und Mauern. Christliche Freiheit und Hesses literarisches Erbe.
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen,“ schreibt Hesse. Ein immerwährender Aufbruch, der allerdings nicht mit permanenter Flucht vor der eigenen Verantwortung verwechselt werden darf. Vielmehr als Aufruf zur offenen Weite der Gedanken, in der wir allerdings gerade nicht verloren gehen. „Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“
Das erinnert mich an Psalm 31, wo es heißt: Hier klingt ein Geist an, der mich an den Psalm 31 erinnert, in dem es heißt:
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte. Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Ich hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen (9;15–16)
Hesse ging immer seinen eigenen Weg. Rebellierte früh gegen seine Eltern. Suchte das göttliche in den spirituellen Weisheiten Asiens und der Psychoanalyse, um schließlich wieder zu einem tiefen Verständnis des Christentums zurückzukehren, ohne je zur Kirche zurückzukehren.
Und so bleibt Hesse für mich kein Lehrer, sondern vielmehr ein Künstler, der es vollbrachte, die innersten Sehnsüchte ganzer Generationen in Worte zu fassen. Ein Pilger, der nach Erlösung suchte. Ein Mensch, der seine Hände nach Gott ausstreckte. Denn „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.“